Februar 2017
Münchner Merkur TIMO AICHELE
Eine Jamsession ist ein musikalisches Gespräch. Oft bleibt es beim Smalltalk. Doch manchmal treffen sich Musiker, die bis zum
Einzählen noch Fremde waren, und gestalten Dialoge voller Tiefe und Schönheit. Auf solche Begegnungen hoffen Geraldine Frisch und ihr Mann Sebastian Kruppa. Sie
öffnen ihr Wohnzimmer in Isen für die neue Jamsession und Konzertreihe Flokatijam. Die Jazz-Combo Tenor Steps hat für die vier bisher geplanten Termine als Hausband
zugesagt. Weitere Musiker hat die Hausherrin bereits angefragt. Für den ersten Termin am Donnerstag, 2. Februar, hat die Schwindkirchner Liedermacherin Helga Brenninger bereits
zugesagt. „Ich finde es toll, Künstlern ein Forum zu bieten – vielleicht auch unerfahrenen“, meint die Architektin, Malerin und Fotografin. „Außerdem fanden
wir es beide charmant, das im eigenen Wohnzimmer zu machen.“ Die Idee dazu habe ihr Mann gehabt, quasi nach einer öffentlichen Generalprobe im September 2016.
Da traten die Tenor Steps bei der Finissage von Isental Open Art auf, einem Wochenende der offenen Ateliers in der
Umgebung. Frisch spielte und sang bei ein paar Nummern mit. Die Künstlerin ist überzeugt, dass der Flokatijam eine Lücke füllt –
„in dem Bereich gibt’s ja im Landkreis nicht so viel“. Platz haben Frisch und Kruppa genug. Die beiden Ar- chitekten haben
nahe der Isen ein Haus geschaffen, in dem sie Wohnen, die Arbeit im gemeinsamen Planungsbü- ro und Frischs künstlerisches Schaffen vereinen.
Weitere Musiker und Zuhörer sind zu der Jamsession willkommen. aus organisatorischen Gründen bittet Frisch aber um An- meldung. Den gemütlichen Namen der
Verans-taltung hat sie quasi daheim gefunden. . „Wir haben im Haus eine Riesen-Flokati-Wand. Ich finde Flokati schon immer
spannend.“ Als wirkliche Musikerin will sich Geraldine Frisch nicht bezeichnen – stapelt damit aber
tief. Beim Pianisten der Session-Hausband, Dieter Knirsch, hatte sie einst Klavierunterricht. Intensiver mit dem Jazz in
Berührung kam sie in München bei Gesangs- und Querflöten-Work- shops. Mit dem Duo Sierofon bringt sie improvisierten und experimentellen Elektropop auf
die Bühne, zu hören war sie damit auch beim Oktober Brettl 2016 im Jakobmayer. Künstlerisch ist Frisch unter anderem mit der Videointallation „Klärchen geht –
Ode an eine Abwasserreinigungs-anlage“ in Erscheinung getreten. Thema ist der Abriss der alten Isener Kläranlage. „Jeder denkt: Was ist denn schön
daran?“ Doch bei Abbrucharbeiten könne man „sehr viele Motive und Ästhetik herausholen“. Den akademischen Grundstein für
ihr Schaffen hat Frisch mit einem Aufbaustudium „Kunst im öffentlichen Raum“ gelegt.
Mai 2017
Wochenblatt Erding CLAUDIA KRUPPA
Singer Songwriter willkommen!
Es gibt sie noch, die Hauskonzerte
Auch in unserem Landkreis wie im Musikalischen Salon im Knirschvogelhaus bei Vroni Vogel und Dieter Knirsch in Walpertskirchen oder bei dem Architektenehepaar Geraldine Frisch und Sebastian Kruppa in Isen. Vielleicht sollte man auch sagen „Es gibt sie wieder, die Hauskonzerte. Eine Renaissance der Romantik sozusagen, denn im 18. Jahrhundert waren Hauskonzerte gang und gäbe, wenn auch damals den Reichen und Mächtigen vorbehalten. Anders als bei heutigen Hauskonzerten, stand die Musik nicht unbedingt im Vordergrund, sie diente zu dieser Zeit vor allem als Statussymbol. Heute sind sie Ausdruck für die besondere Liebe zur Musik. Von Seiten der Gastgeber und von Seiten der Gäste. Und die Kreise, die sich da finden, kann man beinahe schon wieder als erlaucht bezeichnen. Aber nicht, weil da nicht jeder gerne gesehen wäre, sondern, weil es ein besonderer Musikliebhaber-Kreis ist, der sich da zusammenfindet, um ein paar Stunden lang gemeinsam wunderschöne, berührende, engagiert gespielte Musik- und Gesangs-darbietungen in ganz besonderer Atmosphäre zu genießen. Wie vergangene Woche in Isen beim FlokatiJam, „Live Musik zum Mitmachen im Wohnzimmer“. Geraldine und Sebastian hatten zur offenen Bühne mit den wunderbaren Tenor Steps eingeladen und auch die Gastgeberin ließ sich zu ein paar wunderbar gefühlvollen Gesangseinlagen hinreißen. Ein gelungener, sehr schöner Abend für alle, die dabei waren und die tolle Atmosphäre genießen durften. „Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum“, meinte Friedrich Nietzsche schon und gerade nach so einem Abend möchte man ihm aus vollem Herzen zustimmen. Die nächste Jamsession „Jammern im Wohnzimmer“ findet am 3. August und 16. November in Isen statt.